„Ein Stück vom Himmel, ganz nah“ – so bezeichnete Pfarrer Dr. Markus Zink, Referent für Kunst und Kirche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) das neue Taufbecken der Johanneskirche, das am 18. März 2018 in einem Festgottesdienst seiner Bestimmung übergeben wurde.
Angelehnt an das Wort Johannes des Täufers „Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ stellte er in seiner Predigt die Taufe als ständigen Wendepunkt des Lebens ins Zentrum des christlichen Glaubens. Genau dies vermittelt das Taufbecken auch von jetzt an mit seiner Position: im Zentrum des Kirchenraumes.
„Ein schwebendes Taufbecken“ – das war die Idee des Künstlers Bodo Sperlein, der im Jahr 2016 den Auftrag bekam, ein Taufbecken, einen Ambo und einen Osterkerzenleuchter als neue liturgische Orte der im Herbst 2015 fertig renovierten Erbacher Johanneskirche zu schaffen. Der Londoner Künstler und Designer, der aus Bayern stammt, ließ sich von den Materialien und der Ornamentik der Kirche inspirieren, wie er in einer an den festlichen Einweihungsgottesdienst sich anschließenden Matinee der zahlreich anwesenden Gemeinde erläuterte. Und er zeigte sich beeindruckt von dem Mut, den die Gemeinde in seinen Augen bewies, sich auf ein solches Projekt einzulassen.
„Sie hinterlassen für das 21. Jahrhundert hiermit der Nachwelt etwas sehr Besonderes“, ist er sich nicht ganz sicher, ob es nicht vielleicht sogar eine „Weltneuheit“ ist, ein solch schwebendes Taufbecken in einer Kirche zu etablieren. Inspiriert habe ihn der imposante flämische Messingleuchter, der den Kirchenraum prägt. Deshalb habe er sich auch für Messing als Material für die drei liturgischen Ausstattungsstücke entschieden. Außer der zentralen Taufschale sind auch der Leuchter und der Ambo formal durch das Zusammenfügen von Kugelschalen geprägt.
„Die Objekte sind perfekt integriert in den Kirchenraum“, befindet Künstler Bodo Sperlein auf eine Frage von Pfarrerin Bianca Schamp nach seinem ersten Eindruck. Schamp zeigt sich ihrerseits ebenfalls begeistert von den neu gestalteten liturgischen Orten ihres Gotteshauses: „Die haben uns genau noch hier gefehlt. Es ist, als seien sie schon immer da gewesen“, formuliert sie den Eindruck, der sich bei vielen der zahlreichen Gottesdienstbesucher breit machte.
Dankbar zeigte sich die Pfarrerin an diesem bemerkenswerten Tag für ihre Kirche. Dankbar für das Engagement zahlreicher Gemeindeglieder und des Kirchenvorstandes, die mit viel Einsatz zum Gelingen des ehrgeizigen Projektes beigetragen hätten. Dankbar aber auch für die Unterstützung, die die Gemeinde aus der Kirchenverwaltung der EKHN erhalten habe, namentlich die Beratung durch Kirchenbaudirektorin Margrit Schulz, und die Übernahme eines Großteils der Kosten.
Die Besucher von Gottesdienst und Matinee am Sonntag konnten auch einen Eindruck gewinnen davon, wie die Taufschale, die vom Künstler lediglich zeichnerisch entworfen und in Form von Modellen aus anderen Materialien verwirklicht wurde, schließlich handwerklich gegossen wurde. Ein kurzer Film gewährte einen Einblick in die Arbeit der Gießerei Glassl in Michelstadt, deren Chef selbst den Guss vornahm.
Künstler Sperlein zeigte sich beeindruckt von der perfekten handwerklichen Umsetzung seines Entwurfes, denn erst damit erhalte ein Objekt die einzigartige Ausstrahlung, mit der es am Ende an seinem Platz wirke. „Ich will Objekte schaffen, die etwas bewirken, die Geschichten erzählen“, sagt er über seine künstlerische Motivation. Dass er dies mit dem neuen schwebenden Taufbecken erreicht hat, darüber waren sich alle, die zur Einweihung der neuen Objekte in der Erbacher Johanneskirche gekommen waren, einig.
(aus dem Pressebericht des Dekanats Wiesbaden)
Angeregt durch die Kirchenbaudirektorin der EKHN, Margit Schulz, und bestärkt durch ein Gespräch mit der Vertreterin des Denkmalschutzes, Dr. Verena Jakobi, beschäftigte sich der Kirchenvorstand im Frühjahr 2016 erstmals mit dem Gedanken, nach der gelungenen historischen Innensanierung der Johanneskirche auch die liturgischen Orte Taufe, Ambo (Lesepult) und Osterkerzenhalter in den Blick zu nehmen.
Die liturgische Ausstattung der Kirche aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war nicht nur sichtbar in die Jahre gekommen und stilistisch nicht mit dem stimmigen Gesamtbild der neu gestalteten Johanneskirche vereinbar - vor allem auch der Ort der Taufe - am Rand des Altarraums und durch den Pfeiler fast vor den Blicken der Gemeinde versteckt – schien ihrer liturgischen Bedeutung kaum angemessen.
Analog zum Abendmahl, das in der Mitte der Gemeinde gefeiert wird, sollte auch das zentrale Sakrament der Taufe aus der "Nische" in die Mitte des Gottesdienstes und der Gemeinde rücken. So entstand die Idee eines "mobilen Taufbeckens", das in einer schlichten und zugleich wertigen Gestaltung zentrale Symbolik, Materialität und Formensprache der historischen Johanneskirche aufnimmt und doch einen ganz eigenen, neuen Akzent setzt.
Auf Vorschlag der Kirchenbaudirektorin der EKHN, Margrit Schulz, hat der Kirchenvorstand den Londoner Designer Bodo Sperlein um einen Entwurf zur Neu-Gestaltung der drei zentralen Elemente Taufe, Ambo (Lesepult) und Osterkerzenleuchter gebeten. Bei seinem ersten Besuch in Erbach war dieser so begeistert von der Kirche und ihrer Geschichte und besonderen Ausstrahlung, dass er sich gern auf das für ihn neue Feld der liturgischen Ausstattung einer Kirche einließ. (s. dazu das Interview in der Stimme vom Herbst 2016).
Seine Idee, Materialität und Grundform des Kronleuchters als vermutlich ältestem Ausstattungsgegenstand der Kirche aufzugreifen und daraus eine neue Form zu entwickeln, die einen ganz eigenen Akzent in der Kirche setzt und zugleich in abstrakter Form die Weintrauben-Symbolik auf Deckengewölbe und Fenstern der Kirche aufgreift, hat den Kirchenvorstand gleichermaßen überrascht wie überzeugt.
Nachdem sowohl Kirchenbaudirektion als auch Kunstbeauftragter ihre (nicht zuletzt finanzielle) Unterstützung zugesagt hatten und auch der Denkmalschutz kein Veto eingelegt hatte, entschied sich der Kirchenvorstand im Herbst 2016 einstimmig dafür, Bodo Sperlein und sein Büro mit der konkreten Planung zu beauftragen.
Die entstandenen Entwürfe wurden in einer Gemeindeversammlung im Januar 2017 erstmals öffentlich vorgestellt. Die dort gestellten Rückfragen und Hinweise sind in die Gestaltung des neuen und auch in die Überlegungen zum Verbleib des alten Taufbeckens eingeflossen. Im Herbst 2017 wurden die Formen in der Firma Leiser in Darmstadt hergestellt und in einem ersten Ortstermin mit Bodo Sperlein geprüft. Mit der Gießerei Glassl aus Michelstadt im Odenwald konnte ein kompetenter Partner für die Durchführung des Projekts gewonnen werden.
Im Dezember 2017 wurden Taufbecken, Ambo und Kerzenleuchter gegossen und sind unter den Augen einer Abordnung des Kirchenvorstands und des Künstlers ihren Formen „entschlüpft“. Anschließend wurden sie in der Abtei Münsterschwarzach veredelt und brüniert, bevor Mitte März 2018 die Installation in der Johanneskirche anstand.
Mit einem Gesamtvolumen von ca. 75.000 Euro ist diese Maßnahme kein geringfügiges Projekt. Dennoch hat sich der Kirchenvorstand bewusst dazu entschieden, für diese Ausstattung der Kirche keine neue Spendenaktion ins Leben zu rufen, sondern die notwendigen Eigenmittel (ca. 35.000 Euro) aus den vorhandenen Rücklagen der Gemeinde zu finanzieren. Dankbar ist er für die großzügige Unterstützung seitens der Landeskirche sowie für die bereits zahlreich eingegangenen spontanen Spenden einzelner Gemeindeglieder, denen die liturgische Ausstattung und stimmige Gestaltung der Johanneskirche besonders am Herzen liegt. Gern können auch Sie sich noch an diesem besonderen Projekt beteiligen!
TRIANGELIS-Spendenkonto: 62243
Rheingauer Volksbank, BLZ 51091500,
„Projekt Taufbecken“
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